Die verlorenen Liebesbriefe des 18. Jahrhunderts (2023)

Im Jahr 2004 entdeckte Dr. Renaud Morieux, ein Professor für europäische Geschichte an der Universität Cambridge, einen Schatz von über 100 Briefen, die seit fast 250 Jahren in den Archiven Großbritanniens ungeöffnet geblieben waren. Diese Briefe, größtenteils von Frauen verfasst, erzählen bewegende Geschichten über Liebe, Sehnsucht und das tägliche Leben im Frankreich des 18. Jahrhunderts.

Die Briefe wurden von Müttern, Verlobten und Schwestern französischer Seeleute geschrieben, deren Kriegsschiff, die Galatée, am 8. April 1758 von der britischen Marine erobert wurde. Sie enthalten Berichte von Ehefrauen, die sehnsüchtig auf ihre an der Front kämpfenden Ehemänner warten, sowie Diskussionen über Haushaltsfinanzen, Geburten oder auch Ressentiments gegenüber Seeleuten, die außer Reichweite waren.

Die Briefe wurden in drei Bündeln in einer Schachtel gefunden, von denen nur drei geöffnet worden waren. Es scheint, dass ein niederrangiger Angestellter der britischen Marine sie kurz nach Erhalt aus Frankreich geöffnet und dann in Vergessenheit geraten ließ. Dr. Morieux verbrachte fünf Monate damit, die Briefe zu studieren, die auf hochwertigem Papier geschrieben und oft mit Rechtschreibfehlern versehen waren.

In einem der Briefe schreibt eine Frau namens Anne Le Cerf ihrem Mann, einem Unteroffizier auf dem Schiff, dass sie es kaum erwarten könne, ihn "zu besitzen", wobei sie ein Wort verwendet, das "umarmen" oder "lieben" bedeuten könnte. Sie unterzeichnet den Brief mit "deiner gehorsamen Frau, Nanette", einem liebevollen Spitznamen. Ihr Ehemann Jean Topsent, der zu dieser Zeit in England inhaftiert war, erhielt den Brief nie.

Ein weiterer Brief enthält die Aussage einer Frau an ihren Ehemann, dass sie die ganze Nacht damit verbringen könnte, ihm zu schreiben, aber "ich hätte keinen Platz zum Unterschreiben." Die Frau, Marie Dubosc, schließt den Brief mit den Worten, dass es Mitternacht ist und sie sich ausruhen muss. Ihr Ehemann, der Erste Offizier der Galatée, Louis Chambrelan, erhielt den Brief nie, und sie würden sich nie wiedersehen. Frau Dubosc starb im nächsten Jahr in Le Havre, Frankreich.

Diese Briefe bieten einen seltenen Einblick in das persönliche Leben der Menschen im 18. Jahrhundert und zeugen davon, dass Frauen oft nicht schüchtern waren, ihre intimen Wünsche gegenüber ihren Partnern auszudrücken. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur wachsenden Erkenntnis, dass auch gewöhnliche Menschen in der Vergangenheit tiefe emotionale Bindungen hatten.

Die Briefe wurden während des Siebenjährigen Krieges geschrieben, der von 1756 bis 1763 dauerte und als erster weltweiter Konflikt bezeichnet wird. Während des Krieges, in dem Großbritannien und Preußen gegen Frankreich, Österreich und Spanien kämpften, wurden mehr als 64.000 französische Seeleute von den Briten gefangen genommen.

Die französische Post hatte versucht, die Briefe an verschiedene Häfen in Frankreich zu liefern, aber jedes Mal war die Galatée bereits abgereist. Als die französischen Behörden erfuhren, dass das Schiff, das von Bordeaux nach Quebec segelte, von der britischen Marine erobert worden war, schickten sie die Briefe nach London. Das eroberte Schiff war nach Plymouth, England, gebracht worden, wo die Seeleute von Bord gingen und ins Gefängnis geschickt wurden.

Dr. Morieux beschrieb es als emotional, der erste Mensch zu sein, der diese Botschaften, gefüllt mit Trauer und Intimität, liest, die nie ihre beabsichtigten Empfänger erreichten. In einem Brief schreibt eine Frau an ihren Bruder, einem Seeoffizier, dass ihre Eltern gestorben sind. Sie ermutigt ihn, nicht allzu traurig zu sein und merkt an, dass nur "der Tod sicher ist".

Diese Briefe sind ein faszinierendes Zeugnis der Liebe und Sehnsucht im 18. Jahrhundert. Sie zeigen, dass die Emotionen und Beziehungen unserer Vorfahren genauso komplex und intensiv waren wie heute. Die Entdeckung dieser Briefe ermöglicht es uns, einen Einblick in eine vergangene Zeit zu bekommen und die Menschen besser zu verstehen, die damals gelebt haben.

Fazit

Die kürzlich entdeckten Liebesbriefe aus dem 18. Jahrhundert bieten einen einzigartigen Einblick in das Leben und die Liebe der Menschen dieser Zeit. Die Briefe, die von Müttern, Verlobten und Schwestern französischer Seeleute geschrieben wurden, erzählen bewegende Geschichten von Sehnsucht, Hoffnung und Verlust. Sie zeigen uns, dass die Emotionen und Bindungen zwischen Menschen zeitlos sind und sich über die Jahrhunderte hinweg nicht verändert haben. Diese Briefe sind ein wertvolles historisches Dokument und lassen uns die Vergangenheit auf eine ganz besondere Art und Weise erleben.

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Van Hayes

Last Updated: 12/12/2023

Views: 5890

Rating: 4.6 / 5 (46 voted)

Reviews: 85% of readers found this page helpful

Author information

Name: Van Hayes

Birthday: 1994-06-07

Address: 2004 Kling Rapid, New Destiny, MT 64658-2367

Phone: +512425013758

Job: National Farming Director

Hobby: Reading, Polo, Genealogy, amateur radio, Scouting, Stand-up comedy, Cryptography

Introduction: My name is Van Hayes, I am a thankful, friendly, smiling, calm, powerful, fine, enthusiastic person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.